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Veranstaltungen - 26.10.2018 - 00:00 

Digitaltag: Informatik als Pflichtfach im HSG-Studium

Am Digitaltag 2018 hat die Universität St.Gallen die Einführung der Informatik ins Studium der HSG diskutiert. Zudem stellten die drei neuen Informatikprofessoren ihre Lehr- und Forschungstätigkeiten vor. Alle waren sich einig: Vertiefte Informatikkenntnisse sind künftig in allen Studienrichtungen unabdingbar, um später im Wettbewerb bestehen zu können.

26. Oktober 2018. Moderatorin Jacqueline Gasser-Beck, Leiterin Teaching Innovation Lab, erinnerte zu Beginn der Podiumsdiskussion daran, dass die Industrie- und Handelskammer St. Gallen-Appenzell (IHK) die HSG im November 2015 mit der Ausarbeitung einer Machbarkeitsstudie beauftragt hat. Sie sollte klären, ob die Einführung eines neuen Studienschwerpunktes Informatik sinnvoll wäre.

Fazit der Studie war eindeutig

Laut Walter Brenner, Ordinarius für Informationsmanagement, war das Fazit der Studie eindeutig. «Die Digitalisierung wird grosse Auswirkungen auf Gesellschaft und Wirtschaft haben. Deshalb führt kein Weg an vertieften Informatik- und Softwarekenntnissen vorbei», betonte er an der Podiumsdiskussion und bezeichnete den Studienschwerpunkt Informatik als grosse Chance für die Universität St.Gallen. Sie komme damit der Verpflichtung nach, den Studierenden das notwendige Handwerkzeug in den Berufsalltag mitzugeben und schaffe die Voraussetzung, dass die HSG auch mit zunehmender Digitalisierung ihre Strahlkraft nicht verliere.

Simon Mayer, einer der drei neuen Informatikprofessoren, erläuterte das geplante Vorgehen. Einerseits soll es für alle Studierenden Pflicht werden, sich Grundkenntnisse in Wirtschaftsinformatik zu erwerben. Andererseits ist der Aufbau eines Studiengangs Informatik mit Bachelor- und Master-Programm geplant. Dafür ist allerdings ein Ja zur IT-Bildungsinitiative vorausgesetzt, zu der es im Kanton St.Gallen anfangs 2019 eine Volksabstimmung geben wird. Um Zeit zu gewinnen, soll im Herbst 2019 zuerst das Master-Programm starten und später die Bachelor-Ausbildung folgen.

Wirtschaft und Informatik kombinieren

Bildung sei der zentrale wirtschaftspolitische Hebel in der Ostschweiz, begründete Frank Bodmer, Leiter IHK-Research, das Anliegen der Industrie- und Handelskammer, dem Fachkräftemangel im IT-Bereich entgegenzuwirken. Er sei erfreut, wie rasch auf das Anliegen eingegangen und die Arbeit aufgenommen worden sei. Die geplante Stossrichtung erachte er als praxisorientiert und sinnvoll.

Auch Informatikerin Michèle Mégroz, HSG-Alumni und CEO der CSP AG lobte das Vorgehen. Die Kombination von Wirtschaft und Informatik erlange immer grössere Bedeutung. Es gebe kaum mehr ein Projekt, für das nicht auch Informatikkenntnisse vonnöten seien. Umgekehrt sei es sehr schwierig, Leute zu finden, die vertiefte Kenntnisse in beiden Bereichen hätten. Sie sei überzeugt, dass die Universität St.Gallen von einem neuen Studienschwerpunkt Informatik profitiere.

Student Sebastian Kuhn begrüsste die Stossrichtung ebenfalls. Informatikinteressierte Studentinnen und Studenten hätten bisher ausserhalb des Studiums versucht, sich IT-Kenntnisse zu erwerben. Die Diskussion um die IT-Bildungsoffensive empfinde er als erfreuliche Aufbruchstimmung.

Drei Informatikprofessoren berufen

Die ersten Schritte zur Einführung der Informatik in das HSG-Studium sind mit der Berufung von drei Informatikprofessoren bereits erfolgt. Sie haben ihre Arbeit im Spätsommer aufgenommen. Am Digitaltag stellten sie die Schwerpunkte ihrer Lehr- und Forschungstätigkeit vor. Siegfried Handschuh ist Ordinarius für Data Science. Seine Forschung konzentriert sich auf die Kombination von kompositorischen linguistischen Methoden mit maschinellen Lerntechniken. An der Universität St.Gallen wird er sich auch mit dem Sprachproblem der künstlichen Intelligenz und der Idee des automatisierten Datenwissenschaftlers beschäftigen. Im Bereich der angewandten Forschung strebe er die Zusammenarbeit mit den Kerndisziplinen der Universität an, erklärte Siegfried Handschuh.

Simon Mayer beschäftigt sich intensiv mit dem Thema des industriellen Internet der Dinge. Seine Forschungsarbeiten umfassen dabei Fragen der Web-basierten Interaktion von unterschiedlichen cyber-physischen Systemen miteinander und mit Menschen. Anwendungen in diesem Gebiet liegen im Bereich des Transportwesens, vor allem aber auch in der industriellen Produktion und den Themen der Industrie 4.0. Der Fokus der Anstellung des Ordinarius für Interaction- and Communication-based Systems liegt im Aufbau des Bereichs Informatik. Der Schwerpunkt ist dabei auf Lehre und Forschung in den Bereichen verteilte Systeme, Internet der Dinge und Mensch-Maschine-Interaktion gerichtet.

Der dritte Informatikprofessor heisst Damian Borth und ist Ordinarius für Artificial Intelligence and Machine Learning. Der Fokus seiner Anstellung liegt im Aufbau des neuen Departments Informatik und dem Studiengang Informatik. Er gilt als einer der erfolgreichsten, jüngeren Wissenschaftler in Europa im Bereich der Künstlichen Intelligenz. Ein Schwerpunkt seiner Arbeit ist der Analyse von grossen Mengen an unstrukturierten Daten wie Text, Bild, Video oder Zeitreihen mittels tiefer Neuronaler Netze. Die Informatik habe im deutschsprachigen Raum ein eher schlechtes Image, betonte Damian Borth. Um dem grossen Mangel an Fachkräften entgegenzuwirken, brauche es dringend einen Imagewechsel.

Bild: Fotolia/ Siarhei

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