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Leute - 27.04.2016 - 00:00 

Unterstützung über den Apothekenbesuch hinaus

Dirk Volland hat eine Lücke im Gesundheitssystem erkannt: Die Weiterbetreuung der Patienten nachdem Sie die Apotheke, das Spital oder die Arztpraxis verlassen haben. Mit einem während seiner Doktorarbeit entwickelten System hofft er, diese Lücke zu schliessen.

19. November 2015. «Es ist paradox, dass Patienten keine strukturierte Hilfestellung erhalten, wenn sie die meiste Unterstützung brauchen», sagt Dirk Volland. «Nämlich dann wenn sie Apotheke oder Arztpraxis verlassen.» Während in den Institutionen Gesundheitsfachpersonen, Ärzte oder Apotheker die Patienten durch vordefinierte Abläufe begleiten, sind sie zu Hause häufig auf sich alleine gestellt. Und zudem mit unvollständigen Informationen und widersprüchlichen Meinungen anderer konfrontiert.

Kommunikation zwischen Apothekern und Patienten verbessern
Dirk Volland hat im September 2015 seinen Doktortitel der Wirtschaftswissenschaften für seine Arbeit mit dem Titel «Extending Pharmacist-Patient Communication with ICT» erworben. Darin beschreibt er ein Informationssystem, das die Kommunikation zwischen Apotheker und Patienten und damit die Unterstützung in der Therapie über den persönlichen Kontakt hinaus ermöglicht. In Zusammenarbeit mit 21 Schweizer Apotheken hat er ein System entwickelt, das basierend auf einem spezifischen Medikament oder einer Indikation, eine strukturierte Weiterbetreuung ermöglicht.

«Bauplan» erstellt
«Im Doktorat sah ich die Möglichkeit, mich über eine gewisse Zeit spezifisch mit einem konkreten Thema zu befassen und dort Fähigkeiten zu erarbeiten, die über das im Studium erlernte Grundlagenwissen hinausgehen», sagt Dirk Volland über seine Motivation. Er wollte die Asymmetrie des Betreuungsverhältnisses in Gesundheitsinstitutionen und nach dem Verlassen dieser Institutionen aufzulösen. In einem über mehrere Entwicklungs- und Evaluationsphasen laufenden Design-Prozess, leitete Volland Design-Prinzipien für das System ab. Dabei untersuchte er die Kommunikation zwischen Apotheker und Patient und die Wertschöpfung des Systems für unterschiedliche Benutzergruppen. Das beschriebene Informationssystem und dessen Implementierung und Realisierung im Apothekenkontext stellen nun einen «Bauplan» für die Auflösung der Asymmetrie dar.

Lücke im Gesundheitssystem schliessen
Heutige Volkskrankheiten sind häufig im Verhalten der Patienten im Alltag begründet – beispielsweise wegen zu wenig Bewegung, einseitiger Ernährung- oder Vernachlässigung der Therapie. «Dieses Verhalten zu ändern ist ohne professionelle Unterstützung durch Vertrauenspersonen unseres Gesundheitssystems sehr schwierig», sagt Dirk Volland. «Ich hoffe, dass meine Arbeit einen Beitrag dazu leistet, die Lücke im Gesundheitssystem zu schliessen.»

An der Schnittstelle zur Forschung
Seine Zukunft sieht Dirk Volland zwar an der Schnittstelle zur Forschung, aber nicht im Rahmen einer wissenschaftlichen Tätigkeit. Auf der Basis seiner Forschungsergebnisse, «ist ein wachsendes Team momentan dabei aus dem ‹minimum viable product› – also einem Produkt beschränkt auf die Kernfunktionalitäten, die benötigt werden um dessen primären Zweck zu testen – ein marktfähiges Produkt zu entwickeln.»

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