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Hintergrund - 29.03.2017 - 00:00 

Um die Wette programmieren: Der START Hack 2017

Vom 17. – 19. März 2017 fand der START Hack auf dem Campus der Universität St.Gallen statt. Bryan Giger und Björn Schmidtke von der HSG haben gemeinsam mit zwei anderen Studierenden den Hackathon gewonnen.

30. März 2017. Über 400 Programmierer, Designer und Produktentwickler aus aller Welt haben am Hackathon teilgenommen und binnen 35 Stunden ein Projekt umgesetzt. Dabei konnten sie aus Aufgaben wählen, die von den Unternehmen Cognizant, SBB, Deutsche Bank, Swisscom, logitech, Zühlke sowie Volvo & Bosch bereitgestellt wurden. Ein Gespräch mit den HSG-Studenten Bryan Giger und Björn Schmidtke, die gemeinsam mit Alexander Pfyffer (UZH) und Vytatutas Mikalainis aus Litauen den Hackathon gewonnen haben.


Herr Schmidtke, Herr Giger, beim Hackathon ging es darum, binnen 35 Stunden ein Produkt zu programmieren. Welche Aufgabe wollten Sie lösen?

Björn Schmidtke: Wir haben uns für eine Aufgabe von Cognizant entschieden. Der Hintergrund der Problemstellung war, dass sich Vieles bereits verschlüsseln lässt: zum Beispiel eine Internetverbindung. Der Bildschirm ist jedoch in der Regel nicht verschlüsselt. Wenn ich im Café oder im Zug auf meinem Smartphone, Tablet oder meinem Notebook meine Mails lese, können andere prinzipiell mitlesen. Wir wollten eine Verschlüsselung zwischen Auge und Bildschirm herstellen. Die Herausforderung war, hierfür «Augmented Reality» zu verwenden.

Was bedeutet «Augmented Reality»?

Schmidtke: «Augmented Reality» bedeutet, dass über ein Gerät wie zum Beispiel ein Smartphone oder Smartglasses zusätzliche Informationen oder Objekte virtuell hinzugefügt werden. So kann ich mir beispielsweise auf meiner «smarten» Brille Navigationshinweise einblenden lassen und so die Realität bzw. meine Wahrnehmung davon «erweitern». Wenn der Sicherheitsaspekt im Vordergrund steht, sind Smartglasses natürlich am besten, weil nur der Träger die Einblendungen sehen kann.

Wie genau haben «Augmented Reality» eingesetzt?

Bryan Giger: Wir haben die Webseite und die App SuperSecret programmiert. Man kann sich dort kostenlos registrieren und einer ebenfalls angemeldeten Person eine verschlüsselte Nachricht schicken. Dabei nutzen wir eine asymmetrische Verschlüsselung, bei der zum Verschlüsseln und Entschlüsseln zwei verschiedene Schlüssel benutzt werden. Der Schlüssel zum Verschlüsseln der Nachricht ist öffentlich und wird auf dem Server gespeichert.

Schmidtke: Den Schlüssel zum Entschlüsseln kennt dagegen nur der Empfänger der Nachricht. Dieser wird auf seinem persönlichen Gerät, etwa seinen Smartglasses gespeichert.

Giger: Wir verwandeln die Nachricht auf dem Server zunächst in einen QR-Code. Der sieht eigentlich aus wie ein üblicher QR-Code, lässt sich aber mit einer normalen App nicht auslesen. Dies geht nur mit dem eigenen Gerät, auf dem der Schlüssel gespeichert ist. Zusätzlich muss der Empfänger noch ein Passwort eingeben, um die Nachricht zu entschlüsseln. Das heisst, sobald ich eine verschlüsselte Nachricht erhalte, werden virtuelle Zahlen auf meinen Smartglasses oder meinem Smartphone eingeblendet, die ich in der richtigen Kombination wiederum virtuell anwählen muss. Erst dann wird die Nachricht entschlüsselt und angezeigt. Wohlgemerkt: Die Zahlen und die Nachricht kann nur ich sehen, ohne Brille und Schlüssel sieht man weiterhin nur den QR-Code.

Das alles haben Sie in nur 35 Stunden programmiert? Haben Sie überhaupt geschlafen?

Giger [lacht]: Bei mir waren es zwei Stunden.

Schmidtke: Bei mir immerhin vier. Ich bin irgendwann am Sonntagmorgen auf meinem Stuhl eingeschlafen. Als ich gegen 5 Uhr aufgewacht bin, waren die Jungs von Cognizant bei uns und haben uns noch bei einem Problem geholfen. Das war echt nett.

Was sind mögliche Anwendungsbereiche für Ihr Produkt?

Schmidtke: Ein Beispiel könnte Online Banking sein. Das Verfahren ist sehr sicher, weil man nicht nur ein Passwort braucht, sondern auch das Gerät, auf dem der Schlüssel gespeichert ist. Ich kann mir nicht einfach Smartglasses von einem Freund leihen, um eine an mich adressierte, verschlüsselte Nachricht zu lesen.

Was passiert jetzt mit Ihrem Projekt?

Giger: Alles, was wir programmiert haben, ist Open Source. Das heisst, alle können den Quellcode kostenfrei nutzen, man kann daran weiterarbeiten, ihn verbessern oder sich einfach informieren, was wir gemacht haben. Wir wollen damit kein Geld verdienen. Uns ging es darum, an einem Wochenende im Team eine spannende Aufgabe zu lösen, kreativ zu sein und gemeinsam mit anderen zu lernen und uns weiterzuentwickeln. Auf dem START Summit haben wir das Projekt auch vorgestellt. Dafür haben wir auch noch ein bisschen nachgebessert. Bei der finalen Präsentation beim START Hack hatten wir noch ein paar Probleme.

Schmidtke: [lacht]: Wir hatten nicht mal eine richtige Power Point Präsentation wie die anderen. Wir hatten zu Beginn der 35 Stunden noch keine Ahnung von «Augmented Reality» und haben überhaupt nicht damit gerechnet, dass wir gewinnen. Wir fanden das Thema einfach spannend und dachten, da können wir selbst am meisten lernen. Der Jury hat es offensichtlich gefallen.

Wann haben Sie mit dem Programmieren angefangen?

Giger: Ich habe mit zwölf Jahren angefangen. Wir mussten in der Schule eine Internetseite mit einem relativ einfachen System basteln. Das war mir zu langweilig, da habe ich begonnen, die Auszeichnungssprache HTML und Programmiersprachen zu lernen.

Schmidtke: Bei mir war das ähnlich, ich war 13. Wir hatten eine Rockband und wollten einen eigenen Webauftritt haben. Natürlich hatten wir kein Geld, da habe ich einfach selbst angefangen, die Seite mit HTML zu bauen. Mit der Zeit wurde ich besser und habe Programmiersprachen gelernt. Direkt nach der Schule habe ich mein erstes Start-up gegründet. Heute sind es drei Firmen, welche innovative Webseiten und Apps erstellen. So finanziere ich jetzt auch mein Studium.

Eine letzte Frage zum Schluss: Was hat es mit den Pinguin-Kostümen auf sich?

Schmidtke [lacht]: Beim Start Summit haben wir ein Open Source JavaScript Framework vorgestellt, das anderen Webdesignern und Webentwicklern hilft, dynamische Webseiten und Apps zu erstellen. Das heisst penguin.js.


Bryan Giger studiert Volkwirtschaftslehre an der Universität St.Gallen. Björn Schmidtke ist CEO von «websites einfach smart» und studiert Betriebswirtschaftslehre an der Universität St.Gallen.

Bild (von links nach rechts): Alexander Pfyffer, Björn Schmidtke und Bryan Giger auf dem START Summit 2017

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