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Forschung - 07.09.2016 - 00:00 

Energiewende in Deutschland

Rund die Hälfte der Deutschen wäre bereit, in Solar- oder Windkraftwerke zu investieren. Das zeigt eine repräsentative Befragung von 1990 Privatpersonen. Die Studie des Lehrstuhls für das Management erneuerbarer Energien an der HSG gibt erstmals Aufschluss über Investitionspräferenzen und Renditeprofile von Privatpersonen in Deutschland.

8. September 2016. Solar- als auch Windenergie stehen für die Befragten in ihrer Wunschinvestition an erster Stelle. Diese Technologien sind als Anlageobjekte beliebter als Kleinwasserkraft und Biomasse. Die bevorzugte Investitionssumme variiert zwischen den Befragten. Rund ein Drittel der potentiellen Investoren möchte sich mit einer Summe von bis zu 1000 Euro beteiligen, ein Grossteil der Befragten ist auch bereit mit grösseren Beträgen einzusteigen. 29 Prozent der interessierten Investoren würde bis zu 5000 Euro anlegen, 19 Prozent gar bis zu 10'000 Euro, dies obschon sie die Risiken als vergleichbar mit Investitionen in Start-Ups oder Kleinunternehmen ansehen. Nur wenige der Befragten denken, dass das Risikoprofil von Direktbeteiligungen an Energieprojekten auf einem Niveau mit ihrem Sparguthaben oder Rentenpapieren liege. Die potentiellen Investoren beurteilen derartige Anlagen dabei nicht nach komplexen Finanzindikatoren, sondern verlassen sich auf eine Abschätzung der Amortisationszeit (35 Prozent) oder ihr Bauchgefühl (27 Prozent).

Moderate Renditeforderungen

Im Vergleich zu Solar- oder Windanlagen verlangen die befragten Anleger für Investitionen in Kleinwasserkraft einen Risikoaufschlag von 1,44 Prozent über dem Basiswert. Was den bevorzugten Standort des Projekts anbelangt, so äussern die Befragten eine leichte Vorliebe für Investitionen in ihrer Region gegenüber Projekten in anderen Teilen Deutschlands. Dies kann ein Indiz dafür sein, dass Bürgerbeteiligungsprojekte ein Mittel sein können, um die viel diskutierte «Not in my backyard» (NIMBY) Haltung in ihr Gegenteil zu verkehren: «Please in my backyard» (PIMBY). Mit Blick auf die Wahl des Partners zeigen sich deutliche Unterschiede. Lokale Energieversorgungsunternehmen und Energiegenossenschaften sind wesentlich beliebter als Finanzinvestoren. Würden die deutschen Bürgerinnen und Bürger ihr Kapital Finanzinvestoren anvertrauen, so nur gegen eine Risikoprämie von 2,67 Prozent.

Zwei Zielgruppen: «Lokalpatrioten» und «Renditeinvestoren»

Insgesamt lässt sich die befragte Bevölkerung in Bezug auf die angegebenen Präferenzen in zwei Zielgruppen aufteilen. Der eine Teil, die «Lokalpatrioten» (53,5 Prozent), zeigt klare Präferenz für lokale Energieerzeugung in Kooperation mit lokal verankerten Partnern, und ist im Gegenzug bereit, Abstriche bei der Rendite in Kauf zu nehmen. Die zweite Gruppe, die «Renditeinvestoren» (46,5 Prozent), legen starken Wert auf eine angemessene finanzielle Rendite, wobei die lokale Komponente klar in den Hintergrund rückt. Beide Gruppen haben eine Vorliebe für kürzere Laufzeiten der Investition (2-5 Jahre), wohingegen bei einer zehnjährigen Laufzeit eine Risikoprämie von 2,76 Prozent gefordert wird.

Die repräsentative Studie wurde von der Universität St.Gallen unter 1990 Bürgerinnen und Bürgern der Bundesrepublik Deutschland durchgeführt. Der Schwerpunkt der Befragung lag in der Durchführung eines Wahlexperiments, mit dem die Präferenzen und Risiko-Rendite-Erwartungen der potentiellen Investoren ermittelt wurden. Die wissenschaftliche Leitung lag beim Lehrstuhl für Management Erneuerbarer Energien. Die Finanzierung der Umfrage erfolgte im Rahmen der Schweizerischen Energieforschungskompetenzzentren des Bundes (SCCER).

Bild: Photocase / suze

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