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Campus - 04.12.2016 - 00:00 

Soziale Integration durch Sport

Der CEMS Club St.Gallen hat zum zweiten Mal in diesem Jahr unbegleitete, minderjährige Asylsuchende zu einem Sportanlass eingeladen. 27 junge Afghanen sind gekommen und hatten in der HSG-Sporthalle sichtlich Spass.

5. Dezember 2016. «Der Sportevent im Frühling war ein so grosser Erfolg, dass wir uns entschlossen haben, ihn zu wiederholen», sagt Zsolt Pap, der gerade mit einer Gruppe asylsuchender Jugendlicher in der Sporthalle an der Bodanstrasse eintrifft. Eine zweite Schar ist bereits auf dem Spielfeld und wärmt sich mit verschiedenen Ballspielen auf. An diesem Samstag ist ein Turnier mit Fuss- und Volleyball angesagt.

Das Spiel läuft rund

Zsolt Pap und Clubpräsidentin Sarah Pohl erklären den Jungs zuerst die Spielregeln. Die fünf Teams spielen abwechslungsweise je zehn Minuten gegeneinander. Das Spiel geht solange, bis alle sowohl im Fussball als auch im Volleyball aufeinander getroffen sind. Die jungen Asylbewerber hören aufmerksam zu. Die einen nicken, andere sagen «Ja, verstehe». Als es um die Einteilung in die Teams gelb, blau, grün, rosa und rot geht, scheint es allerdings so, als ob die Erklärungen in Deutsch doch nicht im Detail verstanden worden sind.

Kaum fällt der erste Startpfiff spielen jedoch die Schwierigkeiten einer Fremdsprache keine Rolle mehr. Die Regeln des Fussballs sind sowieso klar und auch beim Volleyball läuft das Spiel nach kleineren Startschwierigkeiten rund. Während vier Teams in Aktion sind, legt eines jeweils rotationsmässig eine Pause ein und verfolgt das Geschehen vom Rand des Spielfeldes aus. Und wie es sich für Jungs im Alter zwischen 13 und 17 Jahren gehört, haben sie Flausen im Kopf: Bei jeder Gelegenheit rufen sie ihren spielenden Kollegen «Foul, Foul, Foul» zu und lachen dabei ausgelassen.

Beruf erlernen, Sport treiben

Die minderjährigen Afghanen leben zurzeit im Zentrum Thurhof in Oberbüren, wo sie in einem speziellen Jugendprogramm betreut werden. Die meisten von ihnen haben sich auf eigene Faust auf die Reise von ihrem Herkunftsland nach Europa gemacht, sind jünger als 18 Jahre alt, von beiden Elternteilen getrennt und seit etwas mehr als einem Jahr in der Schweiz. Der Sportevent des CEMS Club St.Gallen mache grossen Spass, sagen alle einhellig. «Am liebsten würde ich jeden Tag hierher kommen», erklärt der 16-jährige Yadzari.

Nach ihren Zukunftswünschen befragt, lauten die Antworten in etwa gleich. «In der Schweiz bleiben, einen Beruf erlernen, Sport treiben.» Zu den Berufswünschen gehören Elektriker, Mechaniker oder Angestellter in einem Restaurant. «Ich würde gerne ins Gymnasium gehen, aber das geht nicht, weil man viel zu viel Vorwissen haben muss», bedauert der 15-jährige Ali. Allen ist bewusst, dass das Beherrschen der Deutschen Sprache eine wichtige Voraussetzung ist, um sich im Gastland integrieren zu können. Der 16 Jahre alte Irfanullah übt seine neu erworbenen Sprachkenntnisse auch beim Sport. Zweimal in der Woche gehe er in Bischofszell ins Handballtraining.

Integration durch Sport

Unter die fünf Teams haben sich auch Studenten der Universität St.Gallen gemischt, denn das Motto lautet «Soziale Integration durch Sport». Mit Feuereifer kämpfen sie um Titel und Ehre. Am Schluss obsiegt das gelbe Team, dicht gefolgt von Grün und Pink. Sarah Pohl und Zsolt Pap ziehen eine positive Bilanz des samstäglichen Sportturniers. «Die Freude der Jugendlichen war offensichtlich. Dies allein macht die Veranstaltung zum Erfolg.»

Der CEMS Club St.Gallen hat den Sportanlass im vergangenen Frühling ins Leben gerufen. «Die Flüchtlingskrise hat uns dazu bewogen, darüber nachzudenken, was für einen Beitrag wir zur Integration leisten könnten. So entstand die Idee eines Turniers», erklärten damals die Organisatorinnen des ersten Sportevents. Austausch und Internationalität gehörten zu den wichtigsten Zielen des CEMS. «Im Club lernen wir vom ersten Tag an, mit internationalen und sehr unterschiedlichen Menschen zu leben und zu arbeiten. Wir üben uns darin, tolerant und aufgeschlossen zu sein. Zudem gibt es einen starken Geist, Menschen zu helfen.»

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